Sappeurkompanie Holzminden

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Holger Tusche
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Die Holzmindener Sappeur-Kompanie ist eine nach den Befreiungskriegen in der Stadt aufgestellte Truppe, die in dieser Form bei anderen Schützenorganisationen und ebenfalls in Traditionsschriften fast unbekannt ist. „Sappeure“ wurde im französischen Heer die Truppe genannt, die Laufgräben und Wege anzulegen hatte. Das Wort „Sappeur“ bedeutet zu Deutsch „Wegbereiter“. Es handelte sich hierbei also um eine arbeitende Truppe.

Nach den Freiheitskriegen blieben kranke und verwundete Soldaten aus Napoleons Armee zurück. Diese Männer wurden vom Rat der Stadt eingesetzt, um die beschädigten Straßen der Stadt Holzminden wieder herzurichten. Dafür erhielten sie pro Tag eine Zitrone zur Erfrischung. Da die Stadt Holzminden selbst keine Mittel zur Bezahlung für diese Männer hatte, mussten sie sich ihren Unterhalt bei den Bauern, Handwerkern und Kaufleuten der Stadt erbetteln. In Anlehnung an diese Zeit findet heute noch das Sammeln von Spenden durch die Sappeure in den Tagen vor dem Schützenfest statt.

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Im Gegensatz zu den Uniform und Gewehr tragenden Schützen haben Sappeure Arbeitsgeräte wie Äxte mit aufgespießten Zitronen, Hacken und Sägen.

Der für die Leitung verantwortliche Sappeur-Hauptmann und der Oberleutnant der Schützengesellschaft begannen etwa sechs bis acht Wochen vor dem Fest mit der Werbung und Aufstellung der Sappeurgruppe.

Auf der ersten Versammlung wählen die Sappeure ihren Obersappeur.

Bis heute sind die Holzmindener Sappeure kein selbstständiger Verein und noch immer ist es üblich, dass die Sappeure vom vorhergehenden Schützenfest sich wieder betätigen und nur durch neue ergänzt werden.

Am Vortage des Festes beginnen die Sappeure in ihrer Tracht mit dem Sammeln von Spenden, wie Halstücher, Bänder und Zitronen zum Schmücken der Äxte und Sägen, ferner Brot, Brötchen, Krengel, Würste, Butter und Speck, auch mal extra angefertigte meterlange Riesenwürste für die Verpflegung der für die Sappeure fröhlichen, aber anstrengenden drei bis vier Festtage.

Der Obersappeur ist für das Sammeln verantwortlich und hat dafür zu sorgen, dass dieses Sammeln in Grenzen bleibt. Außerdem hat er für gutes Verhalten auf der Straße und im übrigen für Zucht und Ordnung zu sorgen. Im Standquartier wird die Verpflegung gut aufbewahrt. So oft wie es die Zeit bei dem Fest erlaubt, wird ordentlich Vesper gehalten. Denn ein Sappeur hat immer Durst und Hunger und lustig zu sein:

Hei is jümmers vorne weg!

Die ursprüngliche Tätigkeit der Sappeure wird heute noch demonstriert durch Erstürmung der, traditionell von den Junggesellenschützen, erbauten Barrikade (in alten Schriften auch „Schanze“ genannt) vor dem Festplatz.

Wenn die Barrikade bis zum Eintreffen des Festzuges nicht beseitigt ist müsste der Festzug einen Umweg machen was sich allerdings sehr negativ auf die weitere Verköstigung der Sappeure während des Schützenfestes auswirken würde. (…was allerdings bis heute noch nicht vorgekommen ist.)

Die Sappeure bilden bei jedem Aufmarsch, Zapfenstreich, Holen der Könige, Sammeln des Festzuges und dem Festzug selbst den Anfang. Auf dem Festplatz und in den Festzelten erledigen sie kleine anfallende Arbeitskommandos, leisten Hilfsdienst, halten — wenn nötig — Ruhe und Ordnung und sorgen auch durch lustige Einfälle für Stimmung und Humor.

Zu den Privilegien der Holzmindener Sappeure gehört es, während des Katerfrühstücks, stadtbekannte Honoratioren zu den Klängen der Musik auf ihren Schultern zur nächsten Theke zu tragen.

Der Auserwählte darf dann auf der Theke stehend für alle Sappeure eine Runde Bier ausgeben. Nachdem die Sappeure sich mit einem kleinen Liedchen für das spendierte Bier bedankt haben, wird die so geehrte Persönlichkeit wieder auf den Schultern an seinen Tisch zurückgebracht.